Freitag, 25. November 2016

[Rezension] George - Alex Gino

Klappentext


Sei, wer du bist!
George ist zehn Jahre alt, geht in die vierte Klasse, liebt die Farbe Rosa und liest heimlich Mädchenzeitschriften, die sie vor ihrer Mutter und ihrem großen Bruder versteckt. Jeder denkt, dass George ein Junge ist. Fast verzweifelt sie daran. Denn sie ist ein Mädchen! Bisher hat sie sich noch nicht getraut, mit jemanden darüber zu sprechen. Noch nicht einmal ihre beste Freundin Kelly weiß davon. Aber dann wird in der Schule ein Theaterstück aufgeführt. Und George will die weibliche Hauptrolle spielen, um allen zu zeigen, wer sie ist. Als George und Kelly zusammen für die Aufführung proben, erzählt George Kelly ihr größtes Geheimnis. Kelly macht George Mut , zu sich selbst zu stehen.
Quelle: Fischer Verlag




George holte einen silberfarbenen Haustürschlüssel aus der kleinsten Innentasche eines großen roten Rucksacks. Ihre Mom hatte den Schlüssel an einer Schnur angenäht, damit er nicht verloren ging, aber die Schur war nicht lang genug, um den Schlüssel ins Schloss zu strecken, wenn der Rucksack auf dem Boden stand.



Aufmerksam bin ich auf dieses Werk durch einen Bericht im Internet geworden. Soweit ich weis ist "George" der erste Roman für Kinder, der sich mit dem Thema Transgender befasst. Alex Ginos Buch erhielt 2016 den Stonewall Book Award in der Kategorie Kinderbücher und auch den Lambda Liberty Award in der Kategorie LGBT Kinder/Jugend. Bei all dieser Aufmerksamkeit und Presse bin ich erst recht neugierig geworden. Ich war gespannt ob das Buch hält was die Medien versprechen.

Kaum erschienen - schon gekauft! Ich fand zufällig dann die liebe Julia von leselustbuecher, der es genauso ging und tadaaa.... die Leserunde konnte starten. Ihre Rezension findet ihr unten verlinkt!

Die Geschichte des jungen George wird uns von einem auktorialen (allwissenden) Erzähler geschildert. Es gibt Texte bei denen ich das nicht so mag, hier passte es sehr gut. Durch diese Perspektive hat der Autor die Möglichkeit uns auf schlichte Weise daran zu erinnern das "George" ein Junge ist, sich aber keineswegs als solcher sieht. Einigen wird es vielleicht schwer fallen "George" mit einem "Sie" zu verbinden, ich finde das dies geschickt genutzt wird um seine Geschichte zu erzählen. Ich hatte mich selbst vor dem Lesebeginn gefragt, ob ich wirklich so offen dem Thema gegenüber stehe, wie ich es dachte. Mir fiel es nicht schwer das "Sie" anzunehmen, ich fand es sogar passend und richtig gewählt.

Bei der Geschichte selbst muss man sich im klaren sein, es ist ein Jugendbuch. Der Erzählstil ist einfach und persönlich geschrieben. Meiner Meinung nach ist es egal ob man eher in der Altersgruppe ist für die dieses Buch geschrieben wurde oder so wie ich ein erwachsener Leser ist. Jeder dürfte schnell Sympathie für George empfinden. Sie ist gerade mal 10 Jahre und ist sich seiner Gefühle schon so bewusst. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt wie ich in diesem Alter war. George weis das sie ein Mädchen ist und wir begleiten sie durch einen Lebensabschnitt in den sie sich Hänselein, Ängsten und Hemmungen stellen muss. Wir erfahren direkt ihre Gedanken und spüren den Wunsch endlich auch als Mädchen gesehen zu werden. Doch wie anstellen?  In der heutigen Gesellschaft ist es, auch wenn gesagt wird wir sind aufgeschlossen, immer noch sehr schwer bei einem solchen Thema auf Akzeptanz zu stoßen. Dies spürt George immer wieder. Am Anfang kommt es zu einer Situation in der George's Mutter ihr eigentlich beistehen will, mit ihren Worten sorgt sie bei George leider dadurch für ein schmerzhaftes Bauchgefühl.

 » " George, egal, was es ist, du kannst es mir sagen."
Seine Mom nahm Georges Hand in ihre und legte
ihre zweite Hand darauf." Was immer in deinem Leben
geschieht, du kannst dich mir anvertrauen, und 
ich werde dich immer lieben. Du wirst immer mein 
kleiner Junge sein, das wird sich nie ändern. Auch
wenn du erwachsen und ein alter Mann bist, werde ich
dich immer noch als meinen Sohn lieben."«
Seite 56


Hier wird klar wie sehr es George schwer fällt sich in solchen Momenten zu öffnen und sich als Mädchen zu outen.  Bei einem Versuch in einem Theaterstück eine weibliche Rolle zu spielen wird er nur belächelt und seine Lehrer halten es für einen schlechten Scherz. An solchen Stellen merkt man wie der Autor es schafft, ohne sie wörtlich zu nennen, Gefühle und Ängste in die Geschichte einzubinden. Beim Lesen stellt sich diese Wahrnehmung von selbst sehr schnell ein.  Es ist beeindruckend seine Entwicklung in dieser Geschichte zu sehen. Sie beginnt sich ihrer Freundin Kelly eines Tages zu öffnen und diese reagiert wie vielleicht nur ein Kind reagieren kann. Sie unterstützt George und das vorurteilsfrei! Sie ist für George sowohl Halt als auch Antreib.


» Kelly holte tief Luft."Und es tut mir Leid, dass ich
dich letzte Woche so links liegen gelassen habe." Sie
kratzte sich am Nacken. "Und weißt du was? Wenn 
du denkst, du bist ein Mädchen..."
George straffte die Schultern und machte sich bereit
für das, was Kelly jetzt sagen würde.
"Dann denke ich auch, dass du ein Mädchen bist!"«
Seite 113

Von diesem Moment an geht es Bergauf. George wird offener und fasst neuen Mut. Nach der Theateraufführung gerät George an den Rüpel der Schule und muss nach Hause. Dort erfährt dann auch seine Mutter was in George vorgeht. Überrascht hat mich die Reaktion vom Bruder. Mir ging das Herz an dieser Stelle richtig auf und ich habe mich so sehr für ihn gefreut! Wie ihr hier spätestens merkt, ja  ^^ das Buch hat mich begeistert, mit jeder Seite mehr.


Ich habe schon lange kein Buch mehr in den Händen gehalten bei dem ich dachte, wie ehrlich und authentisch dieser geschriebene Text sich für mich liest! Vielleicht ging es einem von euch ähnlich. Lange habe ich keinen Protagonisten, Verzeihung "Protagonistin" gefunden, deren Gefühle ich so nachvollziehen und mit ihr mitfühlen konnte. Es lässt sich kaum leugnen das Alex Gino hier seine Erfahrungen und Gefühle hat einfließen lassen. Seinen leichten und gefühlvollen Worte gaben mir das Gefühl ein Teil dieser Geschichte zu sein. Ich bin überaus froh, dass der Autor genau dies getan hat und uns teilhaben hat lassen. Ein wundervolles Buch!


» "Ich trage sie nicht in der Schule. Jungs sind schwei-
nisch und versuchen, den Mädels unter die Röcke zu gucken."
"Ich würde nie versuchen, dir unter den Rock zu gucken"
"Natürlich nicht. Aber du bist ja auch kein Junge."
"Oh, richtig." George lachte. Sogar sie selbst ließ 
sich manchmal von ihrem Körper täuschen. «
Seite 190




Ich versuche es kurz zusagen ^^. Dieses Buch, auch wenn es sehr dünn ist, schafft es auf seine eigene, beeindruckende Art uns als Leser zu erreichen. Ich selbst habe es nicht mehr aus dem Kopf bekommen und hätte es direkt nochmal lesen können. Das Buch ist zwar für die Jugend geschrieben, sollte meiner Meinung aber für jedermann empfohlen werden.  Kritik gibt es nur in einem Punkt, da waren Julia und ich uns einig, zu kurz!!! Das Buch hätte gern noch weitere Seiten haben können. Ich wäre auch in diesen versunken :)
Es gehört für mich zu meinen Jahreshighlights und ich kann es euch wärmstens empfehlen. Lasst euch drauf ein und folgt George auf eine gefühlvolle Reise.







Die Rezension der lieben Julia findet ihr HIER !



Allgemeine Daten


George
von Alex Gino

Genre: Jugendbuch
Verlag: Fischer
Seitenanzahl: 208
1.Auflage: 2016
Gebundene Ausgabe: 14,99 €
ISBN: 978- 3737340328




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