Montag, 14. November 2016

[Rezension] Sorry - Zoran Drvenkar

 

Klappentext


Vier Freunde in Berlin betreiben eine florierende » Agentur für Entschuldigungen «. Doch eines Tages findet Kris am vereinbarten Treffpunkt nicht den Klienten, sondern eine brutal zugerichtete Leiche. Und den Auftrag, sich bei ihr zu entschuldigen. Die vier lassen sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Mörder ein, das immer perfider und grausamer wird.







Es überrascht dich, wie einfach es ist, sie ausfindig zu machen. Du hast in solch einem tiefen Loch gesteckt, dass dir nichts mehr möglich erschien. Du hast dich mehr und mehr verloren, und als du dachtest, niemals wieder Licht zu sehen, fiel dir sein anderes Adressbuch in die Hände.



Ich hatte dieses Buch bis es in einer Leserunde vorgeschlagen und gewählt wurde überhaupt nicht im Blickfeld. Aber gut, ich bin für Neues offen und hatte schon lange keinen Thriller mehr gelesen.

Es geht um vier junge Menschen, Frauke und Tamara, sowie die beiden Brüder Kris und Wolf die gemeinsam eine Agentur  mit dem Namen "Sorry". Eine Agentur die sich gegen Bezahlung bei anderen Menschen entschuldigt. Dank einer schlichten aber wirkungsvollen Anzeige und Verbreitung des guten Rufes entwickelt sich das ganze positiv. Das schlechte Gewissen zuberuhigen, wenn ein gekündigter Mitarbeiter plötzlich vor dem Nichts steht, lässt sich der ein oder andere Manager viel kosten. Alles läuft super bis einer Tages dann ein Auftrag auf die Vier wartet mit dem keiner gerechnet hätte! Sie sollen sich bei einer brutal ermordeten Frau entschuldigen und sie entsorgen...

Vom Lesebeginn an wirft man uns direkt in die Geschichte hinein. Der Schreibstil des Autors war für mich neu und ungewöhnlich. Gesprochenes wurde nicht mit Gänsefüßchen angezeigt, sondern ihm voraus stand ein - . Ungewohnt war auch das die Kapitel nicht nur in "Davor" und "Danach" eingeteilt sind, es wurde auch noch in "Tamara", "Frauke", "Kris", "Wolf", "Der Mann, der nicht da war" und "Du" unterteilt. Ihr könnt euch vorstellen, dass es zu Beginn des Lesens erstmal schwer ist  im Kopf die Übersicht zubehalten. Oft musste ich überlegen wo sind wir überhaupt?!

Bei aller Verwirrung hat mich die "Du" Perspektive beeindruckt. Ich als Leser wurde direkt angesprochen, sozusagen direkt einbezogen und hatte damit die Chance Sympathie zu der Person "Du" zu entwickeln. Die Geschichte hat viel potenzial und der Schreibstil ist etwas auf das man sich einlassen muss. Der dann aber überzeugt und ein sehr gutes Mittel zum Spannungsaufbau ist. Ich war gespannt auf die Hintergründe und die Entwicklung dieser Geschichte. Die geschilderten Abgründe der Person waren immer authentisch. Das die Polizei eher im Buch einen Nebencharakter darstellt fand ich gut. Die gesamte Spannung baut sich durch die seelischen Abgründe und der zwischenmenschlichen Beziehungen der Personen auf. Genauso durch das Verhalten unter psychischer und körperlicher Belastung.

Leider kommt hier mein großes ABER! "Sorry" ist keine leichte Lektüre und dieses Mal beziehe ich dies nicht auf den Stil des Autors Texte zu schreiben. Ich spreche hier das inhaltliche an. Für Menschen die selbst einmal einem Missbrauch erfahren haben, ist dieses Buch etwas wovon sie die Finger lassen müssen! Wir geraten immer wieder in Szenen die sehr detaillierte Tatbeschreibungen beinhalten und wer das Thema Kindesmissbrauch nicht so direkt vor Augen geführt bekommen möchte wird das Buch meiden oder aus der Hand legen. Was ich daran nicht gut finde ist das man, wenn man sich nicht durch Rezensionen vorher informiert, man erst beim lesen darauf stößt.  Für einige Leser könnte das denke ich ein unangenehmer Punkt sein. Ich habe wieter gelesen, trotz dieser Buchstellen. Es ist ein starker Thriller und nichts für schwache Nerven.



"Sorry" fragt nach Schuld und sucht Moral. Das Buch überlässt dem Leser die Beantwortung dieser Frage. Den Abzug mache ich für mich, weil einige Stellen ziemlich heftig waren und auch weil ich so oft die Orientierung verloren habe. Es ist definitiv kein Buch das man mit großen Pausen lesen sollte. Und trotz der Abzüge sage ich, wer diese Art Thematik ab kann, sollte Zoran Drvenkars Schreibstil eine Chance geben.



Allgemeine Daten

Sorry
von Zoran Drvenkar

Genre: Krimi & Thriller
Verlag: Ullstein
Seitenzahl: 397
1.Auflage: 2009
Taschenbuch: 9,95 €
ISBN: 978-3548281834

2 Kommentare:

  1. Hey!
    Mir wurde dieses Buch vor ungefähr zwei Jahren mal empfohlen und ich habe auch angefangen es zu lesen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mit dem Schreibstil und dem "du" so meine Probleme hatte. Ich glaube, über S. 20 bin ich nicht hinausgekommen. Wenn ich deine Rezension so lese, dann habe ich aber auch nicht so viel verpasst. Beruhigend ;-)
    LG
    Yvonne
    #litnetzwerk

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    1. Hallo Yvonne,
      ich habe während der ersten 100 Seiten etwa auch ein oder zweimal überlegt es wegzulegen, weil es halt ab und zu verwirrend war.
      Man muss es mögen.

      LG Anne

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